Zekerijah Đezić

 

Zekerijah Đezić, geboren am 14. November 1937 in Janja, war ein herausragender Interpret und Bewahrer des bosnischen lyrischen Liedes – der Sevdalinka.

Sein Vater Halil Đezić war ein Imam, bekannt für eine schöne Gesangsstimme und bei seinen Mitmenschen wegen seines großen Herzens beliebt, sowie für die regen sozialen Kontakte, die er gepflegt hat.
Zekerijah fing, wie so viele andere aus Janja, bereits als kleiner Junge zu singen an und schon damals prophezeite man ihm eine große Gesangskarriere. Janja war schon immer eine Brutstätte für Gesangstalente, so dass es niemanden wunderte, als er sich in jungen Jahren dem Singen widmete. In der Heimat trat er in Begleitung des berühmten Akkordeonspielers und Pädagogen Hazim Hanušić auf und zog auf Anhieb die Aufmerksamkeit, vor allem des weiblichen Publikums, auf sich.

Ungewöhnlich schön, mit erhabener Haltung und göttlicher Stimme, sang er in der bekannten städtischen Kneipe im Stadtpark und wurde über Nacht ein lokaler Star. Seine Interpretationen von Weltschlagern bleiben unvergesslich.
Man erzählte sich, dass sich nicht einmal das Laub im Park regte, um nicht zu stören, wenn er das berühmte Lied “Granada” anstimmte.
Sehr bald zog er nach Tuzla, um die pädagogische Hochschule zu besuchen, die musikalische Bildung vermittelte ihm Professor Stojan Nestorović. Danach schrieb er sich an der Pädagogischen Akademie in Sarajevo ein – Fachrichtung jugoslawische Literaturwissenschaften und Englisch. Nach dem Studium arbeitete er als professioneller Radiomoderator, von 1955. bis 1965. bei Radio Tuzla, danach bei Radio und TV Sarajevo. Seine tiefe, suggestive Stimme prägte zahlreiche Radio- und TV-Sendungen. Viel größere Popularität erreichte er jedoch mit dem Gesang, obwohl er auch dort, wie im Leben, enorm bescheiden und zurückhaltend war.

Als er noch in Tuzla war, nahm er im Jahr 1965 die erste Schallplatte für Jugoton aus Zagreb auf. Das war eine Single-Schallplatte, wie man es damals noch nannte, die nur 2 Lieder beinhaltete. Das Titellied war “Bosno moja, lijepih planina”, vielleicht die schönste Interpretation in der Geschichte der bosnischen Musik. Er nahm auch Tuzla’s erste Sevdalinka – “Tuzlanka se Sarajkama hvali” auf. So begann seine Karriere.

Zekerijah Đezić galt unter den damaligen Sängern als ein wahrer Gentleman. Er sang nicht in Kneipen, nahm nicht irgendetwas auf und drängte sich nicht auf. Respektiert von wahren Musikkennern, Frauenliebling, guter Freund und geehrter Mann, lebte er sein Leben , wie er es für am Besten hielt. Er wurde zu allen Musikfestivals der Volksmusik eingeladen, von “Ilidža” bis zum Vogošća- Festival, und bekam dort zahlreiche Preise. Seine Interpretationen sind im Archiv des Radio Sarajevo erhalten geblieben.

“ Ich bin nicht wählerisch”, sagte er damals. “Es ist einfach, ich fühle das, was ich liebe und dann singe ich es. Ich bin aber nie in der Situation gewesen, so wie einige meiner Kollegen, dass ich auswähle, was ich singen will und am Ende aber etwas singe, was ich auf keinen Fall hätte machen sollen.”
Zekerijah Đezić war eine Stimme und Erscheinung für die Weltbühnen.
Es ist bekannt, das unter den Sängern die Tenöre tonangebend sind, sowohl in der klassischen Musik (beispielsweise das Trio Pavarotti, Careras, Domingo), als auch im bosnischen Lied.

Aber sein samtiges Bass-Bariton , seine außerordentliche Diktion und erhabener Gesang und Haltung brachten etwas völlig Neues, Unverkennbares, etwas, was noch keiner hatte, weder vor ihm, noch nach ihm. Er blieb still und bescheiden, ein angenehmer Gesellschafter und immer offen für gemeinsamen Gesang mit Freunden. Vor allem in seinem Janja an der Drina. Das genügte ihm, neben seiner Familie, um glücklich zu sein.
“ Ich möchte nicht sagen, das ich zu wenig vom Leben erwarte”, sagte er den Journalisten.

“Nein. Aber irgendwie bekomme ich das, was ich wünsche…Ich habe meine Aufgaben, meine kleinen Sorgen und Freuden, Sonntagnachmittage mit Fußballspielen, Verständnis innerhalb der Familie….und das genügt.”
Er war nicht nur Sänger, sondern auch Komponist. Für immer unvergessen wird sein Lied “Razbolje se šimšir list” bleiben. Und hätte er sonst nichts weiteres komponiert und gesungen, hätte dies genügt, um ihm für immer einen Platz in der Musikgeschichte dieses Landes zu sichern.

Sein Leben wäre weiterhin geradlinig verlaufen, hätte es nicht die Kriegsjahre gegeben. Die Familie zerstreute sich, das Böse hielt Einzug, es war keine Zeit mehr für’s Singen. In den schwersten Tagen zeigte sich Zekerijah Đezić als ein wahrer Bosnier, er scheute sich nicht dem Land und Menschen zu helfen. Zusammen mit Omer Pobrić und Zaim Muzaferija initiierte er noch während des Krieges das Festival der Volksmusik in Lukavac, nahm alle Einladungen an, nahm das erste bosnische patriotische Lied “Ne daj se Bosno” auf, mit Omer Pobrić und noch einigen Sängern. Er starb nach langer Krankheit am 17. Oktober 2002 in Sarajevo.

Posthum wurde ihm 2003 für die Affirmation des originalen bosnischen Liedes der Preis “Davorin” verliehen.

Sevdalinka
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